Doing Family
8. März 2016
Familienleben ergibt sich heute nicht mehr so selbstverständlich wie früher: Das "Doing Family" ist ein aktiver Gestaltungsprozess von Familienbeziehungen in einer Gesellschaft, die sich schnell verändert. Diese "Herstellungsarbeit" betrifft auch Genderaspekte. Wie Familien diesen Wandel bewältigen und ihr Alltagshandeln danach ausrichten, untersucht eine Sammlung sozialwissenschaftlicher Beiträge, die vom Deutschen Jugendinstitut veröffentlicht wurde.
Die Genderfrage stellt sich einerseits im Hinblick auf die ungleiche Anerkennung von Care Work und Erwerbsarbeit im Sozialstaat. Sie wirkt sich insbesondere für gut qualifizierte Frauen nach der Familiengründungsphase nachteilig aus. Selbst wenn Paare also eine gleichberechtigte Partnerschaft anstreben, stehen dem häufig die organisationalen und sozialstaatlichen Bedingungen entgegen. Die räumliche und zeitliche Flexibilisierung und Deregulierung der Erwerbsarbeit führt außerdem dazu, dass Geschlechterarrangements in Familien neu ausgehandelt werden können bzw. müssen.
Das väterliche Engagement spielt sowohl für die Entwicklung von Kindern als auch für das Doing Family eine wichtige Rolle. Die "neuen" Väter sehen sich jedoch noch mit dem alten Rollenbild des "Familienernährers" konfrontiert und finden noch zu selten ein Arbeitsumfeld, in dem die Sorge um Kinder als gemeinsame Aufgabe von Mutter und Vater verstanden wird.
Der Sammelband führt umfassend in den Ansatz des Doing Family in der Familienwissenschaft ein und reflektiert dessen Nutzen für familienbezogene Praxis und Politik.
Karin Jurczyk/ Andreas Lange/ Barbara Thiessen (Hrsg.): Doing Family. Wa-rum Familienleben heute nicht mehr selbstverständlich ist, Beltz Juventa, Weinheim und Basel 2014, 29,95 Euro