Das übertherapierte Geschlecht. Ein kritischer Leitfaden für die Frauenmedizin
25. September 2017
Das Buch beschäftigt sich mit dem Thema der gendersensiblen Medizin und geht auf die Frage ein, ob Frauen in der Medizin möglicherweise unnötig behandelt werden, und es will über irreführende Praxen der Gesundheitsindustrie aufklären.
Einleitend erfahren die Lesenden, dass in der Medizin noch heute von einem Androzentrismus auszugehen ist. Es werden Beispiele vorgestellt, die untermauern, dass Frauen aus diesem Grund falsche Medikamente erhalten oder falsch diagnostiziert werden. Das zweite Kapitel widmet sich dem Thema Schwangerschaft und beschreibt, wie viele Frauen zur Pränataldiagnostik angeregt würden. Im Kapitel zu den "Individuellen Gesundheitsleistungen" (IGeL) wird aufgezeigt, wie irreführend argumentiert wird und Frauen verunsichert werden.
Ein weiteres Kapitel widmet sich dem Thema Schönheitsmedizin und setzt sich kritisch mit den Anforderungen an den Körper auseinander. Auch die verwandten Themen Hormone und Wechseljahre werden tiefgehender analysiert und durch neue Forschungen kritisch hinterfragt. Darüber hinaus geht es im Buch um Gebärmutterentfernung, das Mammografie-Screening und zu guter Letzt um Depressionen und Geschlechterstereotype bei diesem Krankheitsbild.
Die Autorinnen vertreten einen sehr kritischen Standpunkt gegenüber Medizin und Pharmakologie. Sie präsentieren viele Fakten und Statistiken sowie neuere Forschungsergebnisse. Die Intention einer Aufklärung über irreführende Praxen der Gesundheitsindustrie ist durchaus gelungen. Das Buch kann somit helfen, Patientinnen in die Lage zu versetzen, medizinische Leistungen zu hinterfragen.
Christine Wolfrum/ Luitgard Marschall: Das übertherapierte Geschlecht. Ein kritischer Leitfaden für die Frauenmedizin, Albrecht Knaus Verlag, München 2017