Betrifft Mädchen | Aktuelles Heft zum Thema 'Hate Speech'
30. Juli 2018
Die Annahme, dass Sprache in der Lage ist, zu verletzen, ist in der feministischen Theorie und Praxis spätestens seit Judith Butlers Buch "Hass spricht" eine Selbstverständlichkeit. An Aktualität gewinnt dies insbesondere durch neue technische und kulturelle Entwicklungen im Zuge der sogenannten 'Digitalisierung alltäglicher Lebenswelten Heranwachsender', denn im ‚Netz´ scheinen durch Anonymität und gleichzeitige Öffentlichkeit zum Teil sonst gültige Kommunikationsregeln unterminierbar und verletzendes Sprechen besonders wirksam. Rassistische und sexistische Diffamierungen treffen hier statistisch gesehen besonders junge Weiblichkeiten, oft sind sie im Netz bis zu viermal mehr geschlechtsbezogenen Diskriminierungen ausgesetzt als Jungen (vgl. Döring 2017).
Dabei wirkt sexistische Hate Speech, Cybermobbing, Trolling oder Shitstorming in vielfältiger individueller und struktureller Weise: Es schränkt die Handlungs- und Selbstdefinitionsmöglichkeiten einzelner, direkt adressierter Mädchen ein und sorgt zugleich für die Begrenzung von Teilhabemöglichkeiten in Netzöffentlichkeiten für Mädchen im Allgemeinen.
In diesem Zusammenhang ist die Mädchenarbeit und Arbeit mit Mädchen herausgefordert, nach Formen der Intervention zu suchen, die einerseits Hate Speech als strukturelle politische Praxis des Ausschlusses aus der Öffentlichkeit skandalisieren und andererseits für Empowerment-Zusammenhänge sorgen. Die Autorinnen und Autoren in diesem Heft wählen sehr unterschiedliche Zugänge zum Thema, so dass nicht nur verschiedene Facetten in den Blick kommen, sondern auch Kritik am Konzept von Hate Speech deutlich werden kann.
Mit Beiträgen von: Kerstin Jergus, Julia Preisker, Zeynep Demir, Liriam Sponholz, Jörg Kratzsch, Kerstin Schachtsiek, Andrea Petri-Bartfeld, Marc Jelitto, Thomas Dumke
Betrifft Mädchen: Hate Speech, LAG Mädchenarbeit in NRW e.V. (Hrsg.), Juventa Verlag/Beltz, Heft 3/2018.