Mandatsträgerinnen und Mandatsträger mit Migrationshintergrund
15. Januar 2020
Karrierewege und substantielle Repräsentation von Landtagsabgeordneten mit Zuwanderungsgeschichte
Das gängige Ideal einer repräsentativen Demokratie beinhaltet die Vorstellung von Parlamenten, die in ihrer Zusammensetzung ein Abbild der Bevölkerung darstellen. Die Realität zeigt jedoch, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen in Deutschland weit davon entfernt sind, entsprechend ihrem Anteil in der Bevölkerung politische Mandate inne zu haben. So auch bei Personen mit einem sogenannten Migrationshintergrund. Denn trotz steigender Zahlen gibt es weiterhin eine deutliche Unterrepräsentation.
Diese Unterrepräsentanz stellt ein Demokratiedefizit aus zwei Gründen dar: Zum einen ist sie Ausdruck struktureller Benachteiligung und zum andern ist davon auszugehen, dass ihre Bedürfnisse und Interessen nicht ausreichend Einfluss in die politischen Entscheidungsprozesse finden. Dieser Überlegung geht die Annahme voraus, dass zwischen der Anwesenheit von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte in Parlamenten und der Repräsentation von migrantischen Interessen ein Zusammenhang besteht. Von einer Verbesserung ihrer deskriptiven Repräsentation wird zugleich eine Verbesserung ihrer substantiellen Repräsentation erwartet.
Wie erklärt sich nun diese Unterrepräsentation? Welche Auswirkungen hat der Mangel an Abgeordneten mit Zuwanderungsgeschichte auf politische Inhalte?
Ausgehend von diesen Überlegungen untersucht Diplom Sozialwirtin und Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Lehrte Freya Angelika Markowis in ihrer Dissertation folgende Fragestellungen:
- Gibt es spezifische Eigenheiten der Karrierewege von MandatsträgerInnen mit Migrationshintergrund und wie wirken sich diese aus?
- Betreiben Mandatsträgerinnen mit Migrationshintergrund substantielle Repräsentation und wie kommt es dazu?
- Sind bei diesen Fragen geschlechtsspezifische Unterschiede festzustellen?
Die Grundlage für die gewonnenen Ergebnisse bilden Interviews mit 24 Landtagsabgeordneten mit Migrationshintergrund aus sieben verschiedenen Bundesländern. Im Rahmen der intersektionalen Analyse sind zentrale Differenzkategorien Race, Class und Gender.
Durch die intersektionale Herangehensweise u.a. mit der Differenzkategorie Gender werden wichtige geschlechtsspezifische Erkenntnisse gewonnen. So richtet sich diese sehr gelungene wissenschaftliche Arbeit nicht nur an Interessierte der Integrations- und Migrationsforschung, sondern auch der Gender Studies.
Freya Angelika Markowis: Mandatsträgerinnen und Mandatsträger mit Migrationshintergrunde. Karrierewege und substantielle Repräsentation von Landtagsabgeordneten mit Zuwanderungsgeschichte, LIT Verlag, Berlin 2015