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WoB-Index von FidAR

Erstmals ist jede fünfte Vorstandsposition der führenden Börsenunternehmen in Deutschland mit einer Frau besetzt. Auch im Herbst setzte sich der Anstieg bei den Frauen in Chefetagen fort – alleine in den größten, im DAX-40 notierten Konzernen, wurden seit Juni sieben Frauen neu in die Vorstände bestellt. Somit steigt der durchschnittliche Frauenanteil in den Vorständen auf 20,3 Prozent und liegt über dem Spitzenwert aus dem Mai 2024 (19,3 %). Dagegen stagniert der Frauenanteil in den Aufsichtsgremien der derzeit 178 im DAX, MDAX und SDAX sowie der im Regulierten Markt notierten, paritätisch mitbestimmten Unternehmen bei 37,2 Prozent (Mai 2024: 37,3 %). Das ergibt der zum Jahresende aktualisierte Women-on-Board-Index von FidAR mit Stand 1. Dezember 2024.

Zum ersten Mal stehen drei Frauen an der Spitze von DAX-40-Konzernen: Neben Belén Garijo, die seit Mai 2021 die Chefetage von Merck anführt, ist bei der Commerzbank mit Dr. Bettina Orlopp seit Oktober 2024 eine Frau an die Unternehmensspitze berufen worden. Ebenfalls zum Oktober 2024 wurde Karin Radström zur Vorstandsvorsitzenden von Daimler Truck bestellt.

Insgesamt übersteigt der durchschnittliche Frauenanteil bei den DAX-40 mit den Neuzugängen seit Juni 2024 sogar die 25-Prozent-Marke und liegt nun bei 25,7 Prozent: Christiane Vorspel ist seit September IT-Vorständin der Commerzbank, Laura Padovani leitet seit Juli das Compliance-Ressort der Deutschen Bank, Stephanie Eckermann ist seit Juni im Vorstand der Deutschen Börse für Post Trading verantwortlich, Nadia Jakobi ist seit Juni CFO bei E.ON, bei Heidelberg Materials wurde im Oktober Dr. Katharina Beumelburg als Vorständin für Nachhaltigkeit & neue Technologien bestellt, bei Rheinmetall nimmt seit Oktober Dr. Ursula Biernert die Position der Arbeitsdirektorin ein und seit Oktober ist Veronika Bienert Vorstandsmitglied bei Siemens.

Monika Schulz-Strelow: „Mehr Einsatz gefragt“

„Wir sehen bei den DAX-40-Vorständen, was verbindliche Regelungen für gleichberechtigte Teilhabe bewirken können. Diese DAX-Konzerne haben in den letzten 10 Jahren den Frauenanteil in den Vorständen mehr als verdreifacht – und das trotz aller geäußerten Zweifel, es gäbe gar nicht genügend qualifizierte Frauen, um die geforderten Positionen zu besetzen“, betont FidAR-Gründungspräsidentin Monika Schulz-Strelow, die den WoB-Index federführend betreut. „Noch sind wir weit von der Parität entfernt – und zwar sowohl in den Aufsichtsgremien als auch den Vorständen. Handeln die Unternehmen hier nicht engagierter, müsste der Gesetzgeber wieder handeln, und das erklärte Ziel der gleichberechtigten Teilhabe einfordern.“

Anja Seng: „Gleichberechtigte Teilhabe konsequent anpacken“

„Das Ziel muss bleiben, bis zum Ende des Jahrzehnts Parität auf allen Ebenen zu erreichen. Das ist kein „nice to have“, das Grundgesetz gibt vor, die gleichberechtigte Teilhabe durchzusetzen und bestehende Nachteile zu beseitigen. Wir erwarten von den Unternehmen, dass sie sich im eigenen Interesse für mehr gleichberechtigte Teilhabe in Führungspositionen einsetzen. Der Schlüssel dafür sind transparent und selbst gesetzte Ziele in Form der Zielgrößen für Aufsichtsrat, Vorstand sowie die 1. und 2. Managementebene, wie bereits im FüPo-Gesetz formuliert. Die Unternehmen brauchen verbindliche Strategien für alle Führungsebenen, um die gleichberechtigte Teilhabe umzusetzen. Wer nicht freiwillig handelt, wird am Ende im Wettbewerb um hoch qualifizierte Frauen nicht überzeugen. Denn Unternehmen ohne divers besetzte Führungsebenen sind für Bewerberinnen und Bewerber unattraktiv“, betont FidAR-Präsidentin Prof. Dr. Anja Seng.

Insgesamt zeigt der WoB-Index von FidAR, dass die 2015 mit dem Führungspositionengesetz eingeführte Geschlechterquote von 30 Prozent Frauen in Aufsichtsräten börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen und das 2021 verabschiedete FüPoG II mit der Vorgabe eines Mindestbeteiligungsgebots für Vorstände wirkt. Bei den aktuell 100 der Geschlechterquote im Aufsichtsrat unterliegenden Unternehmen ist der Frauenanteil weiterhin sowohl in den Aufsichtsräten (38,3 %) als auch in den Vorständen (23,7) deutlich höher als bei den 78 Unternehmen, die nicht unter die Quote fallen – hier liegt der Frauenanteil in den Aufsichtsräten (33,7 %) und in den Vorständen (14,6 %) erheblich niedriger. Diese 78 Unternehmen haben den größten Nachholbedarf. Die Unterschiede zeigen auf, dass die freiwillige Selbstverpflichtung über Zielgrößen kaum zu Verbesserungen bei der gleichberechtigten Teilhabe führt.

Im Women-on-Board-Index von FidAR werden derzeit (Stand 1. Dezember 2024) 178 im DAX, MDAX und SDAX sowie der im Regulierten Markt notierten, paritätisch mitbestimmten Unternehmen untersucht. Davon unterliegen 100 Unternehmen der Geschlechterquote von 30 Prozent für den Aufsichtsrat, 63 dieser Unternehmen fallen aktuell unter das Mindestbeteiligungsgebot im Vorstand.

Der WoB-Index wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die ausführliche Studie zum Women-on-Board-Index 185 vom Juli 2024 finden Sie unter www.wob-index.de.

Quelle: Pressemitteilung von FidAR vom 17.12.2024

Dritter Women-on-Board-Index (WoB-Index) Niedersachsen zur Gleichberechtigung in Führungspositionen

Frauenanteil in Aufsichtsgremien mit Beteiligungen des Landes und der Kommunen steigt / Entwicklung in der Privatwirtschaft stagniert

Bei der gleichberechtigten Teilhabe haben die Unternehmen in Niedersachsen noch hohen Nachholbedarf. Das zeigt die aktuelle dritte Studie der Initiative „Frauen in die Aufsichtsräte“ (FidAR) im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung – der sogenannte Women-on-Board-Index Niedersachsen (WoB-Index). Der Frauenanteil in Aufsichtsgremien und Top-Managementpositionen der 103 größten öffentlichen und privatwirtschaftlichen Unternehmen in Niedersachsen bleibt im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert und lässt damit noch viel Luft nach oben.

Die Landesbeteiligungen verzeichnen demnach einen Frauenanteil von 30,6 Prozent (2023: 26,8 Prozent) in den Aufsichtsgremien, während kommunale Unternehmen einen Anteil von 32,8 Prozent (2023: 27,7 Prozent) vorweisen. In der Privatwirtschaft liegt der Frauenanteil bei 28,5 Prozent, was eine nur sehr minimale Steigerung zum Vorjahr bedeutet (2023: 28,2 Prozent). Im Top-Management der öffentlichen Unternehmen zeigt sich derweil eine uneinheitliche Entwicklung. Bei den untersuchten Landesbeteiligungen ist der Frauenanteil auf 26,3 Prozent (2023: 25,6 Prozent) gestiegen, während er bei den kommunalen Unternehmen auf 22 Prozent (2023: 27,3 Prozent) deutlich gesunken ist. Auch in der Privatwirtschaft verzeichnet das Top-Management einen (wenn auch nur leichten) Rückgang auf 15,1 Prozent (2023: 15,4 Prozent).

Die aktuellen Studienergebnisse sowie weitere Informationen können unter https://niedersachsen.wob-index.de eingesehen werden.

Bericht | Frauen in Führungspositionen

Die Bundesregierung hat die "Achte Jährliche Information der Bundesregierung über die Entwicklung des Frauenanteils in Führungsebenen und in Gremien der Privatwirtschaft und des öffentlichen Dienstes des Bundes sowie der Unternehmen mit unmittelbarer Mehrheitsbeteiligung des Bundes" veröffentlicht. Die Ergebnisse sind als Broschüre mit Stand Juni 2024 im pdf-Format auf der Website des BMFSFJ zum Download eingestellt.

Zweites Führungspositionengesetz in Kraft getreten

Mit dem Inkrafttreten des zweiten Führungspositionengesetzes (FüPoG II) am 12. August 2021 gelten weitere Vorgaben für mehr Geschlechtergerechtigkeit in den Vorstands- und Aufsichtsgremien großer deutscher Unternehmen, für Unternehmen mit Bundesbeteiligung sowie für bestimmte Spitzenposten im öffentlichen Dienst. Das FüPoG II baut auf den Regelungen des ersten Führungspositionengesetzes von 2015 auf und entwickelt diese fort. Weitere Informationen auf der Website des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Frauen in Führungspositionen: Entwicklung seit 2015

Eine interaktive Anwendung des Bundesfamilienministeriums veranschaulicht die Entwicklung. www.bmfsfj.de/quote 

NiKa e. V.

Das Niedersächsische Karrierenetzwerk für Frauen im öffentlichen Dienst - www.nika-netzwerk.de.