Im Brustkrebsmonat Oktober wird jährlich auf die Situation von erkrankten Frauen aufmerksam gemacht. Aus gutem Grund: Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen - auch jüngere Frauen unter 40 Jahren sind betroffen. Das Hamburgische Krebsregister weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass laut neueren europäischen Studienergebnissen eine frühe Diagnose und der Zugang zu einer spezialisierten Versorgung für das Überleben entscheidend sind.
So wurde im Rahmen des europäischen Forschungsprojektes EUROCARE-6 die Prognose von Brustkrebspatientinnen in der Altersgruppe der Adolescent and Young Adults (AYA) untersucht. Die Analyse umfasst über zwanzig europäische Länder und zeigt: Die Überlebenschancen variieren je nach Land erheblich - abhängig von Früherkennungsstrukturen, Versorgungswegen und sozialem Umfeld.
Die 5-Jahres-Überlebensraten junger Brustkrebspatientinnen liegen europaweit zwar bei etwa 85 Prozent, sind damit aber gut 5 Prozentpunkte niedriger als bei den über 40-jährigen Frauen. Länder mit gut ausgebauten Versorgungsstrukturen und spezialisierten Brustzentren schneiden insgesamt besser ab. In Deutschland lag die in der Studie gemessene 5-Jahres-Überlebensrate bei den jungen Frauen insgesamt bei über 87 Prozent. In einer zweiten Analyse der gleichen Forschungsgruppe zeigte sich der erfreuliche Befund, dass über 75 Prozent der Brustkrebspatientinnen im Alter von 30 bis 39 Jahren (statistisch) als dauerhaft geheilt gelten und im weiteren Lebensverlauf kein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko mehr aufweisen. Daher spielen neben einer effektiven Behandlung auch die Vermeidung von Langzeitfolgeschäden, der Erhalt der Fruchtbarkeit und eine langfristige Nachsorge eine entscheidende Rolle.
Laut Zahlen des Hamburgischen Krebsregisters wurden im Jahr 2023 rund 1.661 Hamburgerinnen neu mit Brustkrebs diagnostiziert, 83 dieser Frauen waren unter 40 Jahre alt. Damit ist Brustkrebs in dieser Altersgruppe zwar eine insgesamt seltene, aber dennoch die häufigste Tumorart. Häufiger finden sich bei jungen Frauen genetische Veränderungen, die das Risiko an Brustkrebs zu erkranken erhöhen, z. B. in den BRCA-1/2 Genen. Da jüngere Frauen oftmals an aggressiveren Brustkrebssubtypen erkranken und in fortgeschritteneren Stadien diagnostiziert werden, benötigen sie häufiger intensive Therapien, darunter Operation, Bestrahlung, Chemotherapie, endokrine und zielgerichtete Therapien.
Ihre Versorgung wird in Hamburg über ein Netzwerk zertifizierter Brustzentren sichergestellt. Die kontinuierliche Aufklärung über Früherkennung, auch für jüngere Altersgruppen, bleibt ein zentrales Anliegen. Frauen ab dem Alter von 30 Jahren können einmal jährlich eine gynäkologische Brustuntersuchung in Anspruch nehmen, während Frauen im Alter von 50 bis 75 Jahren alle zwei Jahre zum Mammografie-Screening eingeladen werden. In der Hochrisikopopulation, also bei Frauen mit nachgewiesenen krankheitsauslösenden Genveränderungen, greift hingegen das multimodale Früherkennungsprogramm des Deutschen Konsortiums für familiären Brust- und Eierstockkrebs ab dem 25. bzw. 30. Lebensjahr.
Maryam Blumenthal, Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung: „Der Brustkrebsmonat Oktober macht auf ein wichtiges Thema aufmerksam: Bei der Behandlung von Brustkrebs kommt es auf Früherkennung, forschungsbasierte Behandlung und die richtige Nachsorge an. Gerade für junge Frauen. Dafür brauchen wir eine starke Datengrundlage, die das Hamburgische Krebsregister für uns bereitstellt. So können Behandlungsstrategien beständig angepasst und die Qualität der Versorgung verbessert werden. Das Hamburgische Krebsregister ist deshalb ein zentraler Baustein der Krebsversorgung in Hamburg und spielt eine wichtige Rolle für Wissenschaft und Forschung.“
Dr. Alice Nennecke, Leiterin des Hamburgischen Krebsregisters: „Brustkrebs ist nicht gleich Brustkrebs – Alter, Lebenssituation und Begleiterkrankungen prägen den Verlauf. Wir arbeiten daran, diese Unterschiede im Auftreten von Krebs und in der Versorgung sichtbar zu machen und gezielte Verbesserungen zu unterstützen.“
Dr. Lisa Steinhilper, Leiterin des Universitären Brustzentrums des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE): „Brustkrebs ist eine gut behandelbare Erkrankung, die umso besser zu behandeln ist, je früher sie erkannt wird. Und darum spielen Vorsorge und Früherkennung eine wichtige Rolle. Ich möchte alle Frauen ermutigen, an der regelmäßigen gynäkologischen Vorsorge teilzunehmen und das Früherkennungsprogramm, das Mammografie-Screening, in Anspruch zu nehmen“.
Hintergrund
Der Brustkrebsmonat Oktober erinnert jährlich daran, wie wichtig Früherkennung, wohnortnahe Versorgung und wissenschaftlich fundierte Informationen sind. Das Hamburgische Krebsregister stellt dafür eine zentrale Datenbasis bereit. In interaktiven Berichten können Bürgerinnen und Bürger, Fachleute und Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aktuelle Entwicklungen nachvollziehen – bis hinunter auf Altersebene und Tumorart.
Pressemitteilung der Hamburger Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung vom 29.9.2025