Schürze, Schminke, Social Media
Tradwives und ihre Inszenierungen
Als emanzipierte, an Gleichberechtigung und Feminismus interessierte Frau, kann man sich nur schütteln, wenn man sich mit den sog. Tradwives befasst. Da sind super gestylte junge Frauen und Mütter in Szene gesetzt, die ein Familien- und Frauenbild propagieren, von dem wir eigentlich dachten, es sei längst kein Thema mehr. Die Frau, die sich nur über den Mann bzw. Ehemann definiert? Die Frau, die sich wie die Werbung der 50er Jahre sagte, nur zwei Fragen stellt: Was koche ich heute und was ziehe ich an? Wieso sind diese Frauen bzw. diese Inszenierungen in den sozialen Medien wie Instagram oder Tiktok eigentlich so interessant? Wiese haben Tradwives also traditionale wives Millionen von Followern? Was reizt daran?
Was perfide ist: es sind Inszenierungen. Niemand kann sagen, ob diese Frauen wirklich so leben und denken oder ob es eine Geschäftsidee ist. Ein Klischee aus den 1950er Jahren in den neuesten Medien der 2020er Jahre. Es wirkt alles so schön, so angenehm wie die Hintergrundmusik beim Zahnarzt. Weichgespült, in den richtigen Farben. Dabei sind manche Frauen einfach gute Geschäftsfrauen und verkaufen mit der Hausfrauenmasche ihre Artikel aus Küche und Schminkkoffer. Manche sind aber auch politisch und ideologisch unterwegs und liegen in den USA auf einer Linie mit Trump, MAGA und den ultrarechten Abtreibungsgegnern. Auch im deutschen Social Media Kanälen, sind oftmals direkte Linien zu rechten Parteien erkennbar und gewünscht. Tradwives zählen zum Teil zur Womanosphere, enthalten also Inhalte mit antifeministischem und rechtem Content. Sie sind also nicht Gegensatz zur Manosphere oder dem Frauenhass, sondern unterstützen diesen auch noch.
Wenn wir von rechten Bewegungen und einfachen Geschäftsmodellen mal absehen, warum verfängt der Trend eigentlich? Entstanden oder ausgebreitet hat er sich nach Corona. Frauen waren in der Pandemie überproportional auf die alten Rollen zurückgeworfen und viel stärker von der Vereinbarkeit von Beruf und Familie belastet. Überhaupt machen alle Zahlen die wir jedes Jahr zu Gender Pay Gap, Gender Care Gap usf. hören doch klar: so kann es nicht weitergehen. Wenn wir die ganze Vereinbarkeit den Frauen und Müttern überlassen, wie soll das gehen? Kein Wunder, das junge Frauen sich nach der einfachen „guten alten Zeit“ umschauen. Sind Tradwives also ein Trend zurück, ein Backlash von Rechts oder auch einfach ein Social Media passender Ruf „So können wir nicht weiter!“. Fazit: okay einmal schütteln. Influencer:innen sind sowieso nicht unseres und weitermachen mit allen Bemühungen zur Gleichberechtigung!
Quellen und Links
Ein umfassendes Dossier zur Tradwive Szene hat Deutschlandfunk Kultur zusammengestellt. Mit Texten, Studien, Interviews und mehr. Zu finden unter https://www.deutschlandfunkkultur.de/tradwife-hausfrau-social-media-trend-100.html.
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