Januar 2026 | PREKÄRE LAGE
Gender Pay Gap in den Medienberufen
Acht Jahre lang kämpfte die Investigativjournalistin Birte Meier dafür, gerecht bezahlt zu werden. Sie musste sich durch viele Instanzen klagen, zunächst um erst mal zu klären, ob das in Deutschland seit 2017 geltende Entgelttransparenzgesetz überhaupt für freie Jounalist:innen gilt. Am Ende erging ein Grundsatzurteil des Bundesarbeitsgerichtes. Arbeitgeber:innen dürfen vom Prinzip ‚gleicher Lohn für gleiche Arbeit‘ nicht abweichen, nur weil ein Mann höhere Gehaltsforderungen stellt als die Kolleginnen. Dazu hat Meier einen Vergleich mit ihrem ehemaligen Arbeitgeber dem ZDF erzielt.
Unter dem Titel „Prekarierinnen?“ haben Jana Rick und Corinna Lauerer eine Studie über die vernachlässigten geschlechterspezifischen Aspekte prekärer Beschäftigung im Journalismus veröffentlicht. Eine hohe Teilzeitquote und Stundenlöhne unter dem Mindestlohn tragen u.a. dazu bei, dass der Gender Pay Gap im Journalismus nahezu dem Niveau des bundesdeutschen Durchschnitts liegt. Die prekären Arbeitsbedingungen (neben anderen Rahmenbedingungen wie fehlende Kinderbetreuung) führen laut den Autorinnen oft zu einem Ausstieg aus dem Berufsfeld. Gleichzeitig stellen sie fest, dass verhältnismäßig viele Rentner:innen in dieser Branche tätig sind. Für die Autorin Jana Rick Anlass für ihr Resümee: „Es ist nicht der Journalismus als Beruf, der die Menschen unglücklich macht, sondern die Bedingungen, unter denen sie arbeiten müssen.“
Auch in anderen Branchen der Medienwelt zeigt sich, dass Geschlechtergerechtigkeit nicht erreicht ist. Die US-Medienwissenschaftlerin Elizabeth Prommer, seit 2023 Rektorin der Universität Rostock, stellt fest: „Etwa die Hälfte der Absolventinnen an Filmhochschulen in Regie und Drehbuch seit den 90er Jahren sind Frauen, das spiegelt sich im Beruf aber überhaupt nicht wider.“ Gleiches gilt für Kameraleute. Da in der Medienbranche viele freiberuflich, selbstständig oder projektbezogen beschäftigt sind, und damit ihre Honorare selbst aushandeln können und müssen, ist das Thema Entgelttransparenz nur schwer zu knacken.
In der Veröffentlichung „Baustelle Geschlechtergerechtigkeit: Datenreport zur wirtschaftlichen und sozialen Lage im Arbeitsmarkt Kultur“ des Deutschen Kulturrats aus dem Jahr 2023 gibt es ein ernüchterndes Ergebnis: Im Großen und Ganzen verdienen die Beschäftigten in Kultur- und Medienberufen weniger als der Durchschnitt in anderen Berufen. Frauen verdienen noch einmal weniger als Männer. Nach wie vor erzielt die Mehrzahl der soloselbstständigen Künstlerinnen und Künstler ein sehr geringes Einkommen.
Caroline Rosenau, Vorstandsmitglied in der Region Süd beim Berufsverband der Filmkameraleute (BVFK e.V) bringt es auf den Punkt: „Unser Bereich, wie TV und Film überhaupt, ist nach wie vor eine Männerdomäne. Warum? Weil wir Kinder bekommen können, unsere Branche ist eine der familienunfreundlichsten Branchen überhaupt. Wenn Frauen dasselbe Honorar haben wollen, gelten sie als dreist“, so Rosenau, „uns findet man vor allem im Low-Budget-Bereich, etwa bei Independent-Filmen, für Prime-Time-Produktionen werden wir so gut wie nie eingesetzt.“ Wie in vielen anderen Branchen auch würde den Männern das Aushandeln hoher Honorare als Durchsetzungsvermögen bewertet. Hinzu kommt die mangelnde Transparenz „Dadurch, dass man in unserer Branche gar nicht über Geld redet, weiß man nicht so wirklich, was die Kolleg:innen an Honoraren pro Produktion nehmen.“
Es wird also endlich Zeit für die die Umsetzung der europäischen Entgelttransparenzrichtlinie, die bis Juni 2026 erfolgen muss.
Quellen und Links
Die "Urteilsverkündung Journalistin Birte Meier gegen das ZDF – Revision beim Bundesarbeitsgericht" finden Sie auf www.journalistinnen.de/urteilsverkuendung-journalistin-birte-meier-gegen-das-zdf-revision-beim-bundesarbeitsgericht/
Equal Pay – auch nicht im Journalismus - M - Menschen Machen Medien - Eine Website von ver.di.
"Große Lohnlücke in Medienbranche: Bessere Noten, weniger Geld". Über das Thema berichtet auch die taz.
Ernüchternd: Einkommen im Kulturbereich bleibt sehr gering - Das berichtet auch der Deutsche Kulturrat.
“Gender Pay Gap hinter der Kamera” - www.filmundtvkamera.de/branche/gender-pay-gap-hinter-der-kamera/
Aktions- und Feiertage im Januar
1. Januar Neujahr
6. Januar Heilige Drei Könige
Vorschau: Equal Pay Day
Am 27. Februar 2026 ist Equal Pay Day! Der Tag markiert symbolisch den Gender Pay Gap, der 2024 in Deutschland 16 Prozent betrug. www.equalpayday.de